Sufikosmologie

Am Anfang ist es wie das Bewusstsein zu erweitern,
bis es die ganze Welt umspannen kann und trotzdem stehst du noch am Ufer. Und wenn du wirklich in den Ozean hineingehen möchtest, dann musst du weniger werden.
(Fawzia-Rosina Al-Rawi)

Sufismus kann als Philosophie des Herzens und als Weg der Liebe bezeichnet werden, die den Menschen befähigen, die „kleine persönliche Welt“ mit der großen Einheit zu verbinden. Es handelt sich dabei um keinen östlichen und keinen westlichen, vielmehr um einen menschlichen Weg, der über das Verstehen des sogenannten Egos, im Sufismus als Nafs „Ich; Selbst“ bezeichnet, zur Freiheit führt.
Das Nafs ist das, was dem Menschen im Weg steht, um das, was ihm an Möglichkeiten gegeben ist, zu nutzen. Zugleich aber ist das Nafs auch der Schlüssel, der es dem Menschen überhaupt erst ermöglicht, sich tiefer zu erkennen. Das wichtigste Werkzeug auf diesem Weg des immer tieferen Erkennens und Verstehens ist die Liebe und mehr noch, sie zu praktizieren - die Liebe zu sich selbst, die Liebe zu den anderen und zur Welt, die Liebe zur Schöpfung in ihrer Gesamtheit und zu all den Wesen, die sie birgt.

Für die Einbettung der kleinen in die große Welt ist es wesentlich, in gleichem Maße seiner eigenen Wahrheit näher zu kommen wie auch sich als Teil eines ganzen Teppichs zu erkennen. Denn erst eingefädelt in den großen Teppich offenbart sich dem bzw. der BetrachterIn die ganze Tragweite der Bedeutung, die an die jeweils eigentümlichen Qualitäten geknüpft ist. Die Unterschiedlichkeit der Qualitäten, hier der Fäden sowie auch der Weise, in der sie schwingen, ist wichtig für den Teppich.
Wesentlich für die bzw. den Sufi ist die Entwicklung ebendiesen „Vertrauen[s] ..., dass du eingebettet bist in etwas, das größer ist als du, von dem du ein Teil bist und dieser große Teil ruht aber auch in dir.“